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  • Veröffentlichungsdatum 14.03.2016
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Beim Deutschen Krebskongress vorgestellte Untersuchungen zeigen hohe psychische Belastung von Krebsüberlebenden und Defizite in der psychosozialen Nachsorge von Brustkrebspatientinnen nach Primärtherapie und neue Patientenleitlinie zur Psychoonkologie

In einer kürzlich durchgeführten Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO) wurden 2410 Krebspatienten nach Abschluss ihrer kurativen Primärtherapie auf ihre psychische Verfassung hin untersucht. Es zeigte sich, dass die psychische Belastung von ehemaligen Krebspatientinnen im Durchschnitt signifikant höher war als bei der nicht erkrankten Vergleichsgruppe. Die Patientinnen hatten signifikant höhere Werte v.a. bei Depression, Angst, Niedergeschlagenheit und Schmerzen. Dies galt unabhängig davon, wie lang ihre Primärtherapie schon abgeschlossen war. Eine grundlegende Rezidivangst spiegelte sich in den Daten durch die Korrelation der psychischen Belastung mit den Nachsorgeterminen (speziell zur Bildgebung) wieder.

Eine Untersuchung des Instituts für Versorgungsforschung in Koblenz (InVO) mit 920 Brustkrebspatientinnen, die zwischen 2007 und 2013 operiert worden waren, zur Zufriedenheit mit der Nachsorge ergaben, dass die Zufriedenheit der Patientinnen mit der psychosozialen Betreuung während der Nachsorge deutlich geringer war, als die Zufriedenheit mit der Gesamtbetreuung und Rezidivdiagnostik.

Diese Ergebnisse bestätigen frühere Studien, die immer wieder auf die dauerhaft hohe psychische Belastung von Krebspatienten in Remission hinweisen. Bei diesem Patientenklientel besteht ein Bedarf an psychotherapeutischer Behandlung, die über eine psychosoziale Betreuung hinausgeht. Jedoch ist nicht einmal diese psychosoziale Nachsorge regelhaft gewährleistet. Die o.g. Untersuchungen ergaben auch, dass sich die Fachärzte von der Menge der Nachsorgeaufgaben häufig überfordert fühlen. Hier könnte es hilfreich sein, psychoonkologisch fortgebildete Psychotherapeuten stärker regelhaft in die Nachsorge mit einzubeziehen.

Ausführliche Erläuterungen zu möglichen psychischen Belastungen und Behandlungsmöglichkeiten dieser psychischen Begleit- oder Folgeprobleme von Krebserkrankungen finden sich in einer neu veröffentlichten Patientenleitlinie „Psychoonkologie – Psychosoziale Unterstützung für Krebspatienten und Angehörige“, die ebenfalls kürzlich beim Krebskongress in Berlin vorgestellt wurde. Dargestellt werden hier auch die verschiedenen Möglichkeiten psychosozialer Unterstützung und mögliche psychotherapeutische Behandlungsmethoden.

Die Leitlinie gibt eine starke Empfehlung für das Angebot einer Psychotherapie an Krebspatienten: „Aus diesem Grund empfiehlt die Leitlinie, dass Krebspatientinnen und Krebspatienten mit seelischer Belastung oder einer Anpassungsstörung eine Einzel-, Gruppen- oder Paartherapie angeboten werden soll. Dabei sollen die festgestellten körperlichen und sozialen Probleme und ihre Wirkung aufeinander bei der Behandlung mit berücksichtigt werden.“

Die Patientenleitlinie wurde von der Stiftung Deutsche Krebshilfe (DKH), der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und den Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) finanziert und zusammen mit Patientenvertretern in den vergangenen zwei Jahren entwickelt. Inhaltlich basiert die Leitlinie auf der bereits bestehenden S3-Leitlinie „Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten“ des Leitlinienprogramms Onkologie.

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