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  • Veröffentlichungsdatum 31.03.2015
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Case Management der AOK

Im Zuge der steigenden Krankschreibungen wegen Depression und des Mangels an Therapieplätzen versucht die AOK, ihre Patienten nun über primär niedrigschwellige psychosoziale Behandlungsprogramme zu versorgen.

„PIANO“

Die AOK NORDWEST hat z.B. PIANO (Psychosoziale Interventionen durch ambulante Netzwerke vor Ort) ins Leben gerufen. Bei PIANO führen teilnehmende Hausärzte zunächst eine standardisierte Diagnostik durch. Hierbei sollen Patienten je nach Schwere der Depression entweder in Selbsthilfegruppen, Psychoedukation, Bewegungstherapie (bei leichter Depression) oder zeitnahe Kurzzeitpsychotherapie in 10 Sitzungen (bei mittelschwerer Depression) überwiesen werden. Die Therapieplätze für das Programm sollen ergänzend zu den bereits vorhandenen Therapieplätzen angeboten werden (z.B. auch zu späten Abendstunden oder am Wochenende) und primär Gruppenpsychotherapieangebote umfassen. Entschieden wird die Zuordnung entweder von Hausärzten oder „Case-Managern“.

„Depression managen“

Die AOK Bayern hat das Projekt „Depression managen“ ins Leben gerufen. Name ist hier Programm. Hausärzte bekommen hier Informationsmaterial zum Thema Depression und „managen“ die Behandlung der Patienten leitliniengerecht. Wenn der Hausarzt es für notwendig hält, zieht er einen Facharzt hinzu. Ein schneller Zugang zu oben genannter Kurzzeitpsychotherapie soll über die Vertragsvereinbarungen gesichert werden, die besagen, dass ein Psychotherapieplatz binnen zwei Wochen angeboten werden muss. Ergänzend werden Patienten regelmäßig (1x im Monat) von Krankenkassenmitarbeitern angerufen und nach ihrem Befinden befragt, um die Behandlung „zu optimieren“.

Unsere Einschätzung

Was sich vordergründig nach einem Bemühen um den Patienten anhört, erscheint bei näherem Hinsehen eher wie eine Bemühung zur Einsparung im Bereich Psychotherapie. Das Angebot an niedrigschwelligen Behandlungen (z.B. Psychoedukation) soll erhöht werden, in der Hoffnung, dass dies als Behandlung ausreicht. Auch wenn solche Maßnahmen z.B. im Rahmen von langen Wartezeiten hilfreich sein können, ersetzen sie eine Psychotherapie natürlich nicht. Zusätzlichen Druck erhalten die Patienten durch engmaschiges Monitoring der Krankenkassen. Für Patienten die mit diesem Mindestmaß an Unterstützung nicht zurechtkommen, wirken solche Maßnahmen oft druckausübend. Häufig machen sich Patienten dann Selbstvorwürfe, weil sie noch nicht gesund geworden sind und beginnen, an der Behandlung zu zweifeln.

Auch wenn eine bessere Versorgung und Vernetzung der Behandlung psychisch Kranker notwendig ist, sind die aktuellen Bestrebungen der AOK aus unserer Sicht kritisch zu bewerten. In der aktuellen Ausgabe 1/2015 der Psychotherapie Aktuell findet sich ein Interview zum Thema Versorgungsmanagement der Krankenkassen. Außerdem werden die Mitglieder um Teilnahme an einer Online-Kurzumfragen zum gleichen Thema gebeten. Die Ergebnisse dieser Umfrage werden in der nächsten PTA (2/2015) veröffentlicht werden. Der Link für die Teilnahme an der Befragung lautet:

www.onlineumfrage.com

Hier finden sie die Beschreibungen des PIANO-Projekts und von „Depression managen“.