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  • Veröffentlichungsdatum 27.11.2016
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IGES-Studie: Konzept für eine bedarfsorientierte Planung der Psychotherapeutensitze

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat laut dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz den Auftrag, bis zum 1. Januar 2017 ein Konzept zur bedarfsgerechten psychotherapeutischen Versorgung zu entwickeln, welches sozio-demographische Faktoren stärker berücksichtigt. In diesem Zusammenhang haben die BPtK und die Bertelsmann Stiftung das IGES-Institut mit einem Gutachten zur Bedarfsplanung psychotherapeutischer Praxen beauftragt. Am 17. November legte das Institut nun die Studie sowie ein daraus resultierendes Konzept zur Bedarfsplanung vor.

Aufbauend auf epidemiologischen Daten des Robert-Koch-Instituts wurde analysiert, welche soziodemographischen Faktoren die Häufigkeit psychischer Erkrankungen am stärksten beeinflussen. Dies waren Geschlecht, Alter, Schulabschluss, Arbeitslosigkeit sowie Siedlungsdichte. Im Einzelnen wurden folgende Zusammenhänge ermittelt:

Frauen erkranken häufiger psychisch als Männer, mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit psychischer Erkrankungen ab, Arbeitslose erkranken häufiger psychisch als Berufstätige, und Menschen ohne Schulabschluss werden häufiger psychisch krank als Menschen mit Abitur.

Mit diesen ermittelten Einflussfaktoren konnten für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt spezifische Krankheitshäufigkeiten geschätzt werden. Ein neu entwickelter Bedarfsindex fasst die Einflussfaktoren zusammen und ist zentraler Bestandteil der Studie. Dieser Bedarfsindex lässt Aussagen zu einer bedarfsgerechten Verteilung der Psychotherapeutensitze in Deutschland zu. Im Vergleich zur aktuellen Bedarfsplanung ergeben sich daraus ein verminderter Bedarf an psychotherapeutischen Sitzen in städtischen Regionen sowie ein erhöhter Bedarf in ländlichen Regionen. Aktuell leben etwa 25 Prozent der deutschen Bevölkerung in Großstädten, während dort rund die Hälfte der niedergelassenen Psychotherapeuten zu verorten ist und psychische Erkrankungen in städtischen Regionen nicht häufiger vorkommen.

Eine neue Bedarfsplanung der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern- und Jugendlichen wurde in der Studie nicht berücksichtigt. Die Versorgung dieser Altersgruppe sollte laut der BPtK mit einer Mindestquote von 20 Prozent an Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeuten sichergestellt werden.

Die vorliegende Studie knüpft an frühere Konzepte des IGES-Instituts zur Bedarfsplanung im ärztlichen Bereich an, die als Gutachten für die Patientenvertreter im G-BA und für den Faktencheck Ärztedichte der Bertelsmann Stiftung erstellt wurden. Die neue Studie versucht, Hinweise darauf zu geben, wie die psychotherapeutische Versorgung über eine andere Verteilung bedarfsorientierter und wohnortnäher gestaltet werden kann. Es wird damit jedoch keine Aussage über den Gesamtbedarf an Psychotherapeuten gegeben, der sich weiterhin auf Grundlage der Einwohner-Arzt-Verhältniswerte von 1999 berechnet.

Weitere Inforamtionen finden Sie unter: www.iges.com. Den Link zur IGES-Studie finden Sie hier.