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  • Veröffentlichungsdatum 20.07.2015
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KiGGS-Studie zeigt: Ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen haben ein erhöhtes Risiko, psychische Erkrankungen zu entwickeln

Auf dem 45. Kinder- und Jugendärztetag, der vom 12.-14.06.2015 in Berlin stattfand, wurden zum diesjährigen Schwerpunktthema „Seelische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen“ die neuesten Ergebnisse der KiGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) des Robert-Koch Instituts Berlin (RKI) vorgestellt.

Für die KiGGS-Studie waren 12.000 Eltern aus dem ganzen Bundesgebiet befragt worden. Insgesamt schätzten die Eltern den allgemeinen Gesundheitszustand von 94% der Kinder als gut bis sehr gut ein. Positiv bewerteten die Autoren der Studie, dass Kinder und Jugendliche beim zweiten Erhebungszeitraum (2009-2012) im Vergleich zum ersten Erhebungszeitraum (2003-2006), weniger rauchten und Alkohol tranken. Dreiviertel der Kinder und Jugendlichen trieben regelmäßig Sport, und die Häufigkeit von ADHS und anderen psychischen Auffälligkeiten war im Schnitt gleich geblieben.

Große Sorge bereitete jedoch eine Erhebung anhand des Symptomfragebogens SDQ (Strengths and Difficulties Questionnaire), ein Fragebogen zur Erfassung von psychischen Gesundheitsrisiken. Dieser erfasst verschiedene Problemkomplexe (z.B. Emotionale Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten) anhand von Elternaussagen. Liegen die Befragten in einem der Bereiche oberhalb des jeweiligen Skalen-Cut-Offs, gelten sie als Risikogruppe für den jeweiligen Problemkomplex. Anhand dieser Systematik ergab die Befragung, dass etwa 20% der Jugendlichen im Alter von 3-17 Jahren zu einer Risikogruppe für psychische Auffälligkeiten gehörten. Hierbei waren Jungen mit 23,4% häufiger betroffen als Mädchen (16,9%). Bis zur Pubertät zeigte sich, dass Jungen anfälliger für psychische Probleme waren. In der Pubertät sei dies aber zu Lasten der Mädchen gekippt. Kinder aus Familien mit niedrigem Sozioökonomischem Status (SES) waren um das 3,4 bis 3,7-fache häufiger betroffen. In diesen Familien wurden häufiger „Emotionale Probleme“ angegeben, während bei Familien mit hohem SES häufiger „Verhaltensauffälligkeiten“ berichtet wurden.

Anhand dieses Fragebogens wurde etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen verschiedenen Risikogruppen zugeordnet und z.B. zwischen grenzwertig auffällig und auffällig unterschieden. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass alle diese Kinder und Jugendlichen aus diesen Gruppen bereits erkrankt waren, allerdings gehörten sie zumindest zu einer Risikogruppe, bei der auch die Wahrscheinlichkeit von Chronifizierung und psychischer Erkrankung im Erwachsenenalter höher ist als bei nicht auffälligen Kindern. Kritisch wahrgenommen wurde, dass sich bei den grenzwertig auffälligen Kindern und Jugendlichen nur etwa 11,8% und bei den auffällig Klassifizierten nur 18,6% zum Zeitpunkt der Erhebung oder im Vorjahr in Behandlung bei einem Facharzt (z.B. Psychiater) oder Psychotherapeuten befunden hatten oder in Kontakt mit der Jugendhilfe gewesen waren. Dies empfanden die über 900 am Kongress teilnehmenden Spezialisten als höchst bedenklich. Eine Ursache für die als mangelhaft angesehene Versorgung seien u.a. mangelnde Ressourcen zur Versorgung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen, so Prof. Dr. med. Klaus M. Keller.

Ausführliche Ergebnisse der KiGGS (Welle 1) Basispublikation finden Sie unter: www.kiggs-studie.de. Die Pressemeldung des Kinder- und Jugendärztetages 2015 finden Sie hier.