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  • Veröffentlichungsdatum 18.04.2016
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Schwedische Studie belegt: Flüchtlinge haben ein höheres Risiko, an psychotischen Störungen zu erkranken

Im British Medical Journal wurde eine Kohorten-Studie des Department of Public Health Sciences vom Karolinska Institutet Stockholm veröffentlicht, die belegt, dass Flüchtlinge eine bis zu dreifach höhere Inzidenzrate für Erkrankungen des psychotischen Formenkreises aufweisen als Einheimische. Bei dieser Studie wurden knapp 1.350.000 Probanden einbezogen, und es wurde überprüft, ob bei diesen von 1998 bis 2011 eine psychotische Störung (F20-F29) diagnostiziert worden war. 88,4% der Probanden (1.191.004 Personen) waren schwedischer Abstammung, 9,8% waren Migranten der ersten Generation (132.663 Personen), die nicht als Flüchtlinge nach Schweden kamen und 1,8%, immerhin 24.123 Personen, waren Flüchtlinge, die in Schweden bleiben durften. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 3.704 psychotische Erkrankungen festgestellt. Für die schwedischstämmige Population ergaben sich eine Inzidenzrate von 38,5 pro 100.000 Personen Jahre, für die nicht geflohenen Migranten 80,4 pro 100.000 Personen Jahre und für die Flüchtlingsgruppe eine Inzidenzrate von 126,4 pro 100.000 Personen Jahre. Nach Kontrolle von Störvariablen zeigte sich, dass die Flüchtlingsgruppe im Vergleich zu der schwedischstämmigen Population ein etwa 3-fach so hohes Risiko (angepasstes Risiko-Ratio: 2,9) und im Vergleich zur Migrantengruppe ein 1,7-fach erhöhtes Risiko (angepasstes Risiko-Ratio: 1,7) haben, an einer Erkrankung aus dem psychotischen Formenkreises zu erkranken. Das Risiko, eine Schizophrenie oder eine andere psychotische Erkrankung zu entwickeln, war für alle Flüchtlinge und Migranten gleich hoch, mit Ausnahme von afrikanischen Flüchtlingen, die südlich der Sahara entstammen. Diese hatten ähnlich niedriges Erkrankungsrisiko wie schwedisch stämmige Personen. Die Länge des Aufenthaltes in Schweden verringerte das Erkrankungsrisiko überraschenderweise nicht. Die gesamten Studienergebnisse der schwedischen Kohorten-Studie finden Sie hier.

In Deutschland gibt es bisher keine vergleichbaren Ergebnisse zur Erkrankungsrate schizophrener Störungen bei Flüchtlingen. Allerdings berichtet die Forschergruppe um Andreas Meyer-Lindenberg, Direktor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim, regelmäßig in lokalen Medien über die psychischen Belastungen von Migranten und Flüchtlingen. So findet sich hierzu z.B. auch bei SWR2 ein aktueller interessanter Artikel zu diesem Thema.